MANNSHOCH - "I - Aufbruch" (2023)

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Flirren

Hinter Frostverziertem endet
ein hinausgeworfener Blick
jäh, an der Schwelle tiefster Finsternis
Mittwinter
das Nachtdunkel hält seine längste Frist

Verharre Geist in düstrer Einsamkeit

heile aus Geschundener,
während Du verweilst
kurz inne hältst
während Du in dieser höchst geweihten Zeit verweilst

Reigen tanz ums Immergrün
den Duft des Kräuterrauchs,
lass in jeden Winkel ziehen
So wird das Unheilvolle fliehen!

Treibst du auch all Böses hinaus
So spürst Du dennoch, dort draußen - vor dem Haus
erwidert irgendetwas deinen Blick
aus der Schwärze
etwas Namenloses,
das unsere Wissenswirklichkeit zerpflückt

Lärmst du auch all Böses hinaus
ehre dem uralten Brauch
Das Tor zur Totenwelt steht auf
drum gedenk` auch jenen, die gegangen sind
sonst suchen sie dich heim als wildes Heer im Wind

hinter Frostverziertem endet die Herrschaft der dunklen Zwölf
jäh an einem Flirren, Vorbote reinsten Lichts
doch der Rauhnächt wirre Träume
bewahrheiten sich

Hartung, Hornung, Lenzing, Ostermond, Wonnemond, Brachet,
Heuert, Ernting, Scheiding, Gilbhart, Nebelung, Julmond

Raunen

Hier wo Moos und Wurzelwerk
lichtscheu gedeihen,
sich wild wuchernd aneinander reihen,
hab ich einen jeden Stein bereits gedreht
nur um zu sehen
was drunter lebt
bin jedem Rinnsal hier stromauf gefolgt
denn weit wertvoller als alles Gold
schien mir das Wissen wo sein Quell entspringt

Refrain:
Was, wenn an meiner statt ein And`rer
durch meine Augen sähe?
Was, wenn an meiner statt ein Fremder
sich mit dem Lauf der Sonne drehte?
Was würde er erkennen?

Waldwildnis oder meinen Tempel im schwindend Licht?

wie sooft starre ich ins Feuer,berausche mich
lausche der Nacht und ihren Ungeheuern
Doch das was in mir keimt
gewinnt merklich an Kraft
nährt Zwiespältigkeit


Wenn mein Lebensgarn versponnen ist
irgendwann,
warum sollte ein Verlangen
dazu verdammt sein
zu bleiben was es ist?
nur ein Gedanke
nur ein Hirngespinst?


Eine Schlange häutet sich,
streift Altes einfach ab
Auch wenn es mich in dunklen Stunden drängt
mir die Eigene vom Leib zu zieh`n

so wünsch ich doch dass sie mein kaltes Grab dereinst,
nur von Wagnis gezeichnet empfängt

Denn hier wo Moos und Wurzelwerk
lichtscheu gedeihen,
sich wild wuchernd
aneinander reihn

grämt mich
dass ich aller Wesen hier
längst kundig bin
und jene Stellen blindlings find
wo ein Quell entspringt


Refrain:
Was, wenn an meiner statt ein And`rer
durch meine Augen sähe
Was, wenn an meiner statt ein Fremder
sich mit dem Lauf des Mondes drehte
Was würde er erkennen ?
Seelenträger
oder nur stumme Riesen im Feuerschein?

Wind facht letzte Kraft
ins Verglimmende
beschwört alte Motive in roter Glut
vertreibt den Rausch aus meinem Blut
gibt mir zu verstehen
es ist Zeit für mich zu gehen...

Wenn uns doch erst das Erlebte,
die eigens erstrebte Weisheit
zu ungeahnten Werken verhilft
soll mein rastloser Geist
seinen Hunger gestillt bekommen
so treibt es mich fort von hier
wie benommen blick ich ins Unbekannte vor mir

Im Nebelschleier zeigt sich ein Riss
der es mir dennoch erlaubt zu sehen
was mir sonst verborgen war, bald wieder ist

Ein Verwobener des Zwielichts war ich
ein Nebelschatten verließ die Niederungen der Schleierwogen
beim ersten Licht im Morgengrauen!

so wünsch ich doch dass mich mein kaltes Grab dereinst,
nur von Wagnis gezeichnet empfängt

Neue Pfade gilt es fortan auszuspähen!
will der Hohen Werk mit meinen eigenen Augen sehen

Auch wenn es mich ins Unbekannte treibt
ich bin und bleib` ein Sohn der Woyte Lande
durchquere den Dunkelwald
MIRIQUIDI - ein Tempel gewachsen
nicht von Menschenhand erbaut
mein Tempel